Der Weg vom ersten Strich zum fertigen Bild
… ist manchmal ziemlich lang.
Mein kreativer Prozess dauerte diesem speziellen Fall sogar 9 Monate. Die ersten Pinselstriche auf diesem 30 x 30 cm großen Holzpanel (3 mm Multiplex) habe ich im März 2021 gemacht.
Die erste Version des Bildes war eine reine Schwarz-Weiß-Studie, bei der es mir hauptsächlich um Tonwerte und den Einsatz verschiedener Techniken ging. Das Ergebnis stand hierbei nicht im Vordergrund, es ging um den Prozess und um die Tonwertstudie. Als solche habe ich das Bild eine Zeitlang liegen gelassen, während ich mich mit anderen Bildern beschäftigte. Erst Monate später folgte die Überarbeitung: aus dem Form/Tonwert/Material-Spiel ohne gestalterisches Ziel formte sich eine Landschaft. Das ist ein Weg, den ich oft beschreite: aus einem Suchen mittels Pinsel und Farbe ergibt sich eine abstrakte Landschaft (siehe auch meine Serie: ‚Gefundene Orte‚).
In der zweiten Bearbeitungsphase ging ich also frei an die Überarbeitung, weiterhin im Stadium einer Studie und ohne das Ziel, zu diesem Zeitpunkt etwas „Fertiges“ zu produzieren. Von dort aus entstand durch Übermalen, Verdichten und Auflösen von Bereichen die dritte Version. Danach gab für das Bild eine weitere ‚Ruhephase‘, in der ich es immer mal wieder anschaute und Möglichkeiten der Weiterführung durchdachte.
Phase 4 und 5: Farbänderung und Beruhigung
Nach der dritten Phase, in der eine ziemliche Dichte von Farben und Formen entstanden war, zeigte sich, dass das Bild eine Reduzierung bzw. Vereinfachung benötigte. Dies und die farbliche Unentschiedenheit löste ich mit breiten Pinselstrichen in verschiedenen Blautönen. Teile einer Zwischenphase mit Tusche (siehe zum Beispiel die Verstärkung des ‚Berges‘) blieben als dynamische und kontraststarke Elemente erhalten.
Vor der nächsten Überarbeitung in Phase 5 überprüfte ich die Tonwerte und Komposition mit einer Bleistiftzeichnung (Thumbnail) im Notizbuch, um Ideen zur Verbesserung zu entwickeln. Danach war klar, in welche Richtung die weitere Bearbeitung gehen soll. Dieser Bearbeitungsschritt sollte die groben Pinselstriche und Farbflächen zusammenführen und verfeinern, um mehr Ruhe und Harmonie in das Bild zu bringen. Manche Bereiche waren noch zu unbestimmt und mussten ‚geklärt‘ werden.
Review und Korrekturvarianten
Die letzte Phase der Bearbeitung ist immer schwierig. Man wird automatisch vorsichtiger, da man mit vielen Bereichen des Bildes schon sehr zufrieden ist. Eine unvorsichtige Überarbeitung könnte das gesamte Bild zurückwerfen.
Kreativer Prozess im Notizbuch
Für einen grundsätzlichen Review des Bildes druckte ich mir deshalb vier kleine Versionen (6 x 6 cm) aus. Auf diesen Papierausdrucken testete ich Korrekturen und Verbesserungen mit Acrylfarbe und Farbstiften aus und konnte Für und Wider abwägen.
Man sieht diese Ausdrucke in meinem Notizbuch: Version 5 ohne Änderungen (links oben) plus drei Varianten. Hier wurde klar, dass der obere Bereich heller werden und die beiden senkrechten Elemente verändert und reduziert werden mussten. Variante B (oben rechts) schien mir der ideale Weg zu sein.
Finale: Umsetzung von Variante B
Die abschließende Detailarbeit war unglaublich wichtig. Es haben sich grundsätzliche Unklarheiten gelöst. Die Überarbeitung des rechten Bereichs hat das Bild eindeutig stärker gemacht.
Ich bin damit zufrieden und werde es so belassen, um nicht in die Falle der ÜBER-Überarbeitung zu tappen. Wer kennt die nicht … ;^)
Es ist also fertig, nach neun Monaten.
Aber eigentlich noch nicht ganz fertig …
Es fehlen noch die Signatur und das abschließende Firnissen. Der Titel! Und der Rahmen! Das ist bei 3 mm Holzpanels nicht ganz einfach – vor allem, wenn man einen Schattenfugenrahmen nutzen möchte. Die meisten Schattenfugenrahmen sind für Keilrahmen ausgelegt, d.h. für eine Materialstärke einer Leinwand auf Keilrahmen, etwa 2 cm. Das dünne Holzpanel verschwindet da zu sehr nach hinten. Außerdem lässt es sich nicht gut im Rahmen befestigen. Die beste Lösung, die ich gefunden habe, ist ein Schattenfugenrahmen für Alu-Dibond-Fotografien. Diese auf Alu-Dibond montierten Fotos haben etwa die gleiche Dicke wie meine Holzpanels. Das funktioniert übrigens auch für Malkartons bzw. Malplatten, die auch eine geringe Materialstärke haben. (Ich zeige in einem anderen Blogbeitrag gerne mal, wie der Schattenfugenrahmen für Malplatten aussieht und wie das Holzpanel darin befestigt wird.)
In diesem Fall habe ich das Holzpanel jedoch auf einen 3 cm starken Holzmalkörper von boesner montiert. Die Seiten des Holzkörpers habe ich unbehandelt belassen. Das gefällt mir sehr gut.
Prozess der Entstehung: Wenn ich die Versionen hier alle so nebeneinander anschaue, finde ich es interessant, wie sich manche Elemente durch alle Phasen der Bearbeitung gehalten haben (der Berg, der zur Welle wird) und wie sich manche Elemente später wiederfinden (das schwarze Splatter wird zu weißem Splatter).
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