Early Birds – Vogelstimmen zeichnen am Dawn Chorus Day
Wie ich Vogelgesang in Linien übersetze
Frühling ist die schönste Zeit für mich – weil sich alles erneuert, weil alles erwacht. Wenn ich früh draußen bin, noch vor Sonnenaufgang, und die ersten Vogelstimmen höre, kann ich mich mit der Natur um mich herum verbinden, werde Teil dieses morgendlichen Wunders.
Genau aus diesem Moment heraus ist mein Projekt Early Birds – Symphonie der Morgendämmerung entstanden, eine zeichnerische Annäherung an das, was man nicht festhalten kann – und gerade deshalb zeichnen möchte.
Es ist ein Moment des Einlassens, des Lauschens, bevor überhaupt eine Linie aufs Papier kommt.

Vogelstimmen zeichnen: Mein Frühmorgen-Ritual zum International Dawn Chorus Day
Dem wunderbaren Gesang der Vögel lauscht im Frühjahr die ganze Welt, besonders am ersten Sonntag im Mai: am internationalen Dawn Chorus Day.
Was ist der International Dawn Chorus Day?
Der internationale Dawn Chorus Day (in diesem Jahr am Sonntag, 4. Mai) ist ein jährlicher Natur-Aktionstag, der Menschen weltweit dazu einlädt, dem Vogelgesang vor Sonnenaufgang zu lauschen.
Für mich ist vor allem der Gedanke spannend, dass der Gesang der Vögel (der kurz nach Sonnenaufgang schon wieder abebbt) über 24 Stunden, von Ost nach West, auf der ganzen Welt gehört werden kann. Der Dawn Chorus Day wird so zu einem gemeinsamen Moment, der weltweit verbindet und dennoch völlig individuell ist.
Der Bezug zur Kunst
Der Gesang der Vögel zur frühen Morgenstunde ist ein intensiver Moment und kann für Künstler der Beginn eines künstlerischen Prozesses sein.
Statt vom Sichtbaren auszugehen, beginnt der kreative Impuls hier beim Hören. Geräusche können wir schwer eins zu eins abbilden, aber in Linien, Farben oder Rhythmen umsetzen – auf ganz persönliche Weise. Wenn du dich als bildender Künstler auf diesen Moment einlässt, erlebst du nicht nur die Natur, sondern auch das eigene Zeichnen anders: intuitiver und unmittelbarer.
Hier zwei Links zum International Dawn Chorus Day:
dawn-chorus.org (deutsch)
wildlifetrusts.org/dawn-chorus-day (englisch)
Video – morgens zeichnen, wenn die Vögel singen
In diesem Video nehme ich dich mit in meinen künstlerischen Prozess – vom Vorbereiten des Papiers bis zu den Ergebnissen im Leporello. Du siehst, wie aus Farbe, Rhythmus und Intuition ein zeichnerisches Echo des Morgens entsteht.
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Mehr Videos gibt es in meinem Youtube-Kanal →
Was passiert, wenn man Klang nicht nur hört, sondern ihn in Linien, Farben und Formen übersetzt?
Warum ich das Vogelkonzert zeichne
Für mich ist das Zeichnen der Vogelstimmen eine Form der Wahrnehmung und Reaktion – ein Moment der Verbundenheit mit der Natur und mit mir selbst.
Zeichnen in der Morgendämmerung
Ich bin draußen, wenn es noch fast dunkel ist. Je früher, desto stiller ist es. Dann kommen die ersten Vogelrufe. Mit Farbstiften zeichne ich direkt aufs Blatt oder ins Leporello – intuitiv, impulsiv, reagierend auf die Laute.
Jede Farbe bekommt einen Durchgang, jeder Stift antwortet auf die Klänge. So entstehen Verdichtungen, Leerräume, Rhythmus. Was entsteht, ist kein Abbild, sondern ein Klangbild.
Zeichnen mit allen Sinnen
In der Morgendämmerung draußen zu sein, verändert den eigenen Zugang zum Zeichnen: Der Körper ist wach, aber noch ruhig. Die Sinne sind geschärft. Die Dunkelheit und Stille machen empfänglicher für kleine Nuancen – im Klang, in der Bewegung, in der Reaktion des Materials auf dem Papier.
Wenn ich ganz früh unterwegs bin ist es noch dunkel, und ich sehe nicht, was ich zeichne. Das ist eine Form des Loslassens (und es ist interessant, nachher zu sehen, was auf dem Blatt passiert ist).

Die Vorbereitung
Im letzten Jahr habe ich vorwiegend auf weißen Blättern gezeichnet. In diesem Jahr bereite ich mir mein Papier etwas anders vor.
Papier in Farben, die an den frühen Morgen erinnern
Ich färbe ein ein langes Stück Papier (1,40 bis 1,60 m) mit dickem Pinsel in Blau-Petrol-Nuancen ein. Die dunkle Farbe bietet einen idealen Hintergrund für die farbigen Kreiden und gibt eine Verbindung zur Morgendämmerung, zu Ruhe und Tiefe.
Das Papier ist nicht flächendeckend eingefärbt: Oben, unten und in der Mitte blitzt immer wieder das Weiß durch. So bleibt Luft in der Fläche – und die Zeichnungen bekommen Raum zum Atmen.
Das große Format falte ich anschließend zu einem Leporello. Um ein handliches Format mitnehmen zu können, schneide ich das große Leporello in drei Teile. Es entstehen Faltbücher mit wunderbaren Hintergrundmalereien, eine wunderbare Basis für rhythmisches Arbeiten und ein Zeichenerlebnis über die Zeit.
Die Entstehung der Leporellos siehst du im Video. Und hier gibt es eine Anleitung zum Leporello falten →



Wie aus Tönen Bilder werden
Wenn ich Vogelstimmen zeichne, geht es nicht darum, etwas zu erkennen oder darzustellen – sondern darum, mich einzulassen. Ich höre hin, nehme Klangfarben, Rhythmen, Pausen wahr – und reagiere mit Linien, Bewegungen, Farbspuren. Es ist ein sinnliches Zeichnen, bei dem Sehen, Hören und Fühlen zusammenkommen.
Der Stift folgt nicht einem Plan, sondern dem Moment: Mal ist es ein kurzer Impuls, mal ein tänzelnder Verlauf. So entsteht nach und nach ein Bild, das nicht abbildet, sondern übersetzt – von Ohr zu Hand, von Klang zur Linie. Wie ein gezeichnetes Musikstück.

Die Farben
Im oberen Bild habe ich mich auf einen analogen Farbklang konzentriert – viele Türkis- und Blau-Töne, die sich harmonisch zueinander verhalten.
Das untere Bild zeigt Violett- und Orangetöne – ein starker Kontrast, der die Zeichnungen zum Klingen bringt.
Verwendet habe ich vorwiegend Wachskreiden: Neocolor I und Woody

Wie du selbst zum „Early Bird“ wirst
Du brauchst nicht viel, um selbst loszulegen: ein bisschen Papier, ein paar Stifte – und Lust, dich frühmorgens auf den Klang der Natur einzulassen.
Auf das solltest du achten, wenn du das Morgenkonzert zeichnen möchtest
- Die Vögel beginnen mindestens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang zu singen. Wenn du erleben möchtest, wie sich der Gesang aus der Stille entwickelt, solltest du 1 bis 1,5 Stunden vorher da sein.
- Den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs findest du in der Wetter-App im Smartphone.
- Es kann morgens noch kühl sein. Die Kälte kriecht vom Boden hoch. Zieh dich warm genug an und nimm ein Sitzpad und eine leichte Decke oder einen großen Schal mit, um ihn um die Beine zu wickeln.
- Auch wenn ich mit jemand anderem unterwegs bin, versuche ich so gut wie nicht zu reden. Dadurch erhalte ich mir die Ruhe und Stille der Nacht und kann mich fokussiert und unabgelenkt auf das kleine Naturwunder einlassen.
- Bereite dir die Malutensilien für die ersten Zeichnungen noch am Abend vorher vor. Draußen im Dunklen erkennst du nicht mehr, welchen Stift du greifst.
Sei kein Frosch und steh früh auf
Wenn du Motivation und Inspiration suchst, um das Erwachen des Tages zeichnerisch zu erleben, dann komm mit: Am 4. Mai 2025 findet mein Kurs Early Birds statt – passend zum internationalen Dawn Chorus Day.
Wir hören, reagieren, zeichnen. Ich zeige dir verschiedene Wege, das kleine Naturwunder künstlerisch zu interpretieren. Du brauchst keine Vorkenntnisse – nur Neugier, ein bisschen Experimentierfreude und die Bereitschaft, dich auf diesen besonderen Moment am frühen Morgen einzulassen. Alle Infos und die Anmeldung findest du auf dieser Seite →.
Wenn du möchtest, kannst du dir ein eingefärbtes Leporello vorbereiten. Aber auch ein ganz normaler Zeichenblock reicht!


Möchtest du das Morgenkonzert zeichnen?
Möchtest du beim nächsten Dawn Chorus Day mitzeichnen? Hier kannst du dich anmelden →.
Du willst wissen, welche Stifte und welches Papier ideal sind? Hier findest du meine Materialliste → für den Kurs oder wenn du alleine losziehen möchtest.