Farben und Tonwerte erkennen und gezielt mischen

Farben zu mischen ist erst einmal einfach – und tägliche Praxis, wenn du malst oder zeichnest. Aber die Tonwerte der Farben zu erkennen bzw. gezielt zu mischen, das hat eine andere Schwierigkeit … Und diese dann noch in unterschiedlichen Farb- bzw. Helligkeits-Umgebungen zu beurteilen, ist noch herausfordernder.

Beim Mischen von Farben wirst du die saubersten Ergebnisse erhalten, wenn du mit Primärfarben anfängst. Primärfarben sind Magenta, Gelb und Cyan. Die Mischung dieser drei ergibt brillante, leuchtende sekundäre und tertiäre Farben. Vielleicht weißt du, dass sekundäre Farben durch das Mischen von zwei Primärfarben entstehen, wie zum Beispiel Grün (Gelb und Blau) und Violett (Rot und Blau). Tertiäre Farben werden durch das Mischen von einer Primär- und einer sekundären Farbe erzielt, wie zum Beispiel Gelbgrün (Gelb und Grün). Zu diesem Thema gibt es schon unendlich viele Informationen und Anleitungen. Deshalb sage ich hier nur grundsätzlich etwas dazu. 

Das Wissen um die Farbmischung ist wichtig – noch wichtiger ist aber die Anwendung! Wenn du deinen Aquarellkasten oder deine Acrylfarbenpalette kennst und verschiedene Mischungen getestet hast, kannst du klarere und genauere Ergebnisse erzielen, wenn du malst. Es entsteht dann nicht “irgendeine” Farbe, sondern genau die, die du für dein Bild wünschst oder brauchst.

Was du aber vielleicht nicht weißt, ist, dass Tonwerte wichtiger für ein Bild sind als Farben. Die Intensität einer Farbe scheint erst einmal die stärkste Information für den Betrachter zu sein. Das trügt aber. Das Auge erkennt Tonwerte besser als Farbwerte. Die Tonwerte zeigen Kontraste im Bild, und dies gibt eine klare Information über den Inhalt bzw. über die Bildkomposition. Aber: Jede Farbe gibt es in unterschiedlichen Farbintensitäten UND unterschiedlichen Tonwerten. Das macht die ganze Sache nicht einfacher. Ich versuche, es etwas zu beleuchten:

Farbe ist nicht nur der Farbton!

Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Farbe ausmachen.

Farbton: Der Farbton ist das, was wir ursprünglich unter „Farbe“ verstehen: gelb, rot, blau etc. Jeder Farbton hat seinen eigenen Bereich im Farbkreis (und nähert sich dort den benachbarten Farben an).

Tonwert: Der Tonwert zeigt die Helligkeit oder Dunkelheit einer Farbe an. Der Tonwert ist relativ, weil er vom grundsätzlichen Erscheinungsbild der Farbe abhängt (z. B. Gelb ist grundsätzlich heller als Blau).

Sättigung: Die Intensität einer Farbe wird als Sättigung bezeichnet. Der ursprüngliche Farbton hat volle Sättigung. Weniger gesättigte Farben erscheinen getrübt, grau(er) oder verwaschen.

Eine Farbe kann also einen bestimmten Farbton haben (z.B. rot), hell oder dunkel (rosa oder burgund), intensiv oder getrübt (signalrot oder ziegelrot) sein.

Farben und Tonwerte von Farben beurteilen

Tonwerte von Farben sind nicht so leicht erkennbar, weil man sozusagen die Sättigung der Farbe „ausblenden“ muss. Du brauchst neben dem Wissen viel Übung, um den Tonwert einer Farbe klar zu benennen. Ich zeige dir ein Beispiel mit der Farbe Rot, die besonders schwer einzuschätzen ist. Im folgenden Bild siehst du ein Foto von zwei Zeichnungen (Urban Sketches vom Supermarkt hier in Gonsenheim aus einer Urban-Sketching-Challenge mit ein paar Zeichenfreundinnen).

Stimmt der Tonwert in diesen Zeichnungen?

Tonwerte erkennen

Die schwarz-weiße Tuscheskizze rechts hat klare Tonwerte und klare Kontraste.

In der linken Zeichnung auf dem Foto stimmen die Tonwerte gar nicht, obwohl das Rot durch seine Farbsättigung (Farbintensität) gut zu sehen ist. Der Kontrast zum naheliegenden Grau fehlt aber. Das leuchtende Schild wirkt dadurch nicht hell – so wie bei der Zeichnung auf der rechten Seite. Das Bild bleibt daher ohne echte Tiefenwirkung (anders als in der Tuscheskizze).

Um dir das zu verdeutlichen, habe ich zwei Farbflächen oben links hinzugefügt, die die beiden Farbtöne Grau und Rot zeigen.

Tonwerte als Graustufen

In diesem Bild habe ich die Farben (in Photoshop) entfernt, so dass nur noch die Tonwerte zu sehen sind.

Obwohl das Rot ursprünglich sehr farbintensiv ist, sieht man, dass die Tonwerte von grau und rot identisch sind. Deshalb wirkt die Skizze im linken Skizzenbuch auch einfach flach.

Wie kannst du diese Flachheit im Bild vermeiden?

Wenn du die Tonwerte von Farben verstehst und gezielt mischen kannst, wird es dir leichter fallen. In meinem Workshop bei boesner oder in meinem Atelier (hier mehr dazu) reden wir über dieses Thema. Weiter unten kannst du mehr dazu lesen.

Aber wie erkennst du die Tonwerte?

Du kannst dir einen Tonwertfinder zu Hilfe nehmen.

Eine Tonwertskala (grayscale & value finder) hilft, Tonwerte (Helligkeit/Dunkelheit) in Deinem Motiv und in deiner Zeichnung oder in deinem Bild zu bestimmen. Auch die Tonwerte von Farben!

Du kannst das Tool (das eigentlich nur eine bedruckte Karte ist) bestellen oder einfach selbst machen. Das selbst machen hat den Vorteil, dass du auch gleichzeitig das Mischen von Grauabstufungen übst.

Den Tonwertfinder legst du auf dein Bild um Werte zu bestimmen und zu vergleichen. Wenn du ein Motiv abmalst oder abzeichnest, kannst du auch den Tonwert im Motiv überprüfen.

Mit der Zeit wird das Erkennen der Helligkeiten/Dunkelheiten leichter, so dass du das Werkzeug mehr und mehr weglassen kannst.

So, nun hast du schon mehr Information und hoffentlich die Motivation, die Tonwerte von Farben zu erforschen.

Wir können das ganze aber noch toppen: Farben sind nämlich nicht absolut zu sehen, ihre Wirkung ist abhängig von ihrer Umgebung.

Tonwertfinder DIY

Link zum Youtubevideo.

Ich habe ein Video aufgenommen, als ich meinen ersten Tonwertfinder selbst gemacht habe. Ich mache es mit Gouache, es geht aber auch mit Deckweiß und schwarzer Aquarellfarbe und natürlich auch mit Acrylfarben.

Bitte schau Dir das Video zuerst ganz an, wenn Du vorhast, auch einen zu basteln. Ich habe nämlich ein paar Fehler gemacht, die du wahrscheinlich vermeiden willst :^)

 

Farben und Tonwerte in unterschiedlichen Umgebungen beurteilen

Farben sind RELATIV! Sie sehen in unterschiedlichen Umgebungen anders aus. Das heißt, sie sind abhängig von benachbarten Farben und/oder vom Umgebungslicht.

Umgebungslicht: Die Farben eines Kunstwerks können in einem Raum mit künstlichem Licht anders aussehen als bei Tageslicht. Deshalb solltest du möglichst bei neutralem Licht malen (ich sag nur Tageslichtlampe!)

Benachbarte Farben: Warme Umgebungsfarben lassen Farbtöne kühler erscheinen, während kühle benachbarte Farben sie wärmer wirken lassen. Neutrale oder farbintensive Töne beeinflussen die Wirkung von Farben zusätzlich unterschiedlich.

Hintergründe: … aber auch unterschiedliche Hintergründe beeinflussen Farben und Tonwerte.

Farbsättigung vs. Tonwert

Geh mit der Maus über das Bild, dann siehst du die Graustufen. Erstaunlicherweise sind sogar die so unterschiedlichen Komplementärfarben grün und rot vom Tonwert her ziemlich gleich.

 

Nutze dieses Wissen in deinen Bildern!

Das Verständnis von der Wirkung von Farben und ihrer Tonwerte in unterschiedlichen Umgebungen ist von großer Bedeutung! Durch regelmäßiges gezieltes Mischen von Farben, durch Experimentieren mit Farben und durch das Beurteilen ihrer Wirkung in verschiedenen Situationen kannst du deine Werke verbessern.

Und konkret: Was musst du beachten, wenn du z.B. auf getöntem Papier oder farbigem Untergrund arbeitest?

Wenn dich das interessiert, komm doch in meinen Workshop Urbanes Grün + Grau in Mixed Media bei boesner!

Wir mischen Farben und machen Übungen, die dir helfen, Tonwerte von Farben besser zu sehen und deine Bilder klarer und kontrastreicher zu machen, wenn Du mit Farbe arbeitest. Wenn du das verinnerlichst und anwenden kannst, erreichen deine Bilder eine neue Qualität.

Hier mehr Info zum Mixed Media Kurs →

Mixed Media Kurs
Urban Sketching mit Tusche (experimentelle Techniken)

Mehr Info siehe unten

 

Workshop Farben mischen lernen

So lernst du Farben zu mischen, Farben zu verstehen und deine eigene, individuelle Farbpalette aufzubauen.

Komm mit in den Farbhimmel! Dieser Workshop bringt dir Farbe mit praktischen Übungen und verständlichen Erklärungen näher. Das Mischen von Farben wird für dich nach dem Kurs kein Zufall mehr sein. Deine Farbmischungen werden brillant oder entsättigt: genauso, wie du es willst. Du wirst deine Farben verstehen und lernst, deine eigene individuelle Palette aufzubauen.

Wir mischen im Kurs verschiedene Farbkreise. Anhand dieser erkläre ich Dir Farbtemperatur, Tonwerte von Farben und Farbsättigung. Du wirst Farbharmonien verstehen und anwenden. Du erfährst, wie Farben mit- und aufeinander wirken.

Mehr Info zum Kurs erfährst du hier: zum Kurs ‚Farben mischen lernen‘

Kurs Farben mischen lernen - Tonwerte, Farbtemperatur, Farbsättigung

5 Tipps für entspanntes Zeichnen

So wirst du locker beim Zeichnen

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